Corona-Pandemie: Die Soforthilfe von HEKS
Das Corona-Virus liess die Welt Anfang dieses Jahres aus den Fugen geraten und hat das Leben von uns allen auf die eine oder andere Weise verändert. Für viele Menschen in der Schweiz wie auch im Ausland sind insbesondere die mittel- und langfristigen Folgen der Pandemie, die nun erst langsam sicht- und spürbar werden, eine existenzielle Bedrohung. HEKS setzt sich in der Schweiz und in seinen Projekten weltweit dafür ein, diesen Menschen langfristig zur Seite zu stehen.
Um die Ausbreitung des Virus in Venezuela einzudämmen, desinfiziert HEKS zusammen mit der lokalen Gesundheitsorganisation «Ojo Ciudadano» (dem bürgerlichen Auge) Lateinamerikas grösstes Universitätsspital in Caracas. Eine wichtige Massnahme zur Prävention und um die Übertragung von COVID-19 zu verhindern. HEKS ist derzeit im Gespräch mit dem venezolanischen Gesundheitsministerium wie auch mit UNICEF und der Weltgesundheitsorganisation, um diese Desinfektionsmassnahmen auf weitere Teile des Landes auszuweiten
Daneben erhalten von Armut betroffene Menschen dank der Unterstützung von HEKS und seinem Finanzierungspartner «Medicor Foundation» Mahlzeiten, Nahrungsmittel und Hygieneprodukte, die in Venezuela aufgrund der Hyperinflation unerschwinglich sind.
Das syrische Gesundheitswesen hat unter dem seit Jahren andauernden Krieg und den Sanktionen, die gegen das Land verhängt wurden, stark gelitten und hat nicht die Mittel, um in angemessener Weise auf COVID-19 zu reagieren. Es besteht landesweit ein Mangel an ausgebildetem medizinischem Personal, Tests, persönlicher Schutzausrüstung, Krankenhauseinrichtungen, Medikamenten, Hygieneartikeln usw.
Über seinen lokalen Partner GOPA (Griechisch-Orthodoxe Patriarchat von Antiochia) verteilt HEKS in der ländlichen Umgebung von Damaskus derzeit Lebensmittelpakete und Hygieneartikel an bedürftige Familien. Zudem hat HEKS im September 2020 erfolgreich ein Pilotprojekt unterstützt, bei dem 2500 Pakete mit Hygieneartikeln an intern Vertriebene in der lange schwer umkämpften und mittlerweile fast vollständig zerstörten Stadt Raqqa verteilt wurden.
Um die Nahrungsversorgung auch in Zeiten von COVID-19 sicherzustellen, erhalten Kleinbauernfamilien in Honduras zusätzliches Mais- und Bohnen-Saatgut, um ihre Produktion auszudehnen. Das Saatgut können sie nach der Ernte in der Form von Getreide oder mit Geld zurückerstatten. Ziel ist es, dass die Kleinbauern mehr produzieren können, um ihre Ernährung sicherstellen, aber auch um unabhängiger und somit resilienter gegenüber künftigen Krisen zu sein. Zudem vergibt HEKS zinslose Kleinkredite an sog. «Cajas rurales», damit diese Mais und Bohnen für das Dorf lagern und somit der Spekulation entziehen können. Auch Kleinkredite für Ladenbesitzer, die während der Krise stark an Einkommen verloren haben, werden derzeit geprüft.
In mehreren Ländern Osteuropas, etwa in Serbien, Rumänien, der Ukraine und in Moldau, laufen die von HEKS initiierten und unterstützten Hauspflegedienste für ältere und betagte Menschen in abgelegenen ländlichen Regionen weiter. Das Pflegepersonal wurde mit zusätzlichem Schutzequipment wie Handschuhen, Masken und Desinfektionsmittel, ausgerüstet. Die Arbeit der Hauspflegedienste entlastet ÄrztInnen und Pflegepersonal in den ohnehin stark unter Druck stehenden öffentlichen Spitälern.
Die Corona-Pandemie hat die HEKS-Projekte in der Schweiz stark eingeschränkt. Wo immer möglich wurden sie jedoch in adaptierter Form weitergeführt, damit verletzlichen Personen ohne starkes soziales Netzwerk weiterhin Unterstützung und eine Wochenstruktur angeboten werden konnten. So fanden beispielsweise Beratungen und Sprachkurse während dem Corona-Lockdown über digitale Kanäle und Online-Plattformen statt. Zusätzlich haben die Regionalstellen rasch und unkompliziert neue Informations- und Unterstützungsangebote geschaffen, die während der sozialen Isolation im Lockdown besonders wichtig waren.
Mit den schrittweisen Lockerungen der Corona-Regelungen des Bundes ist der Bedarf für einige dieser Soforthilfe-Angebote spürbar zurückgegangen. HEKS reagiert darauf und stellt seine mehrsprachige Corona-Helpline zur telefonischen Unterstützung von MigrantInnen per Mitte Juni ein. Sollte es, wie manche Experten warnen, im Herbst zu einer zweiten Pandemiewelle und möglicherweise einem erneuten, zumindest partiellen Lockdown kommen, würde HEKS die Wiederinbetriebnahme eines entsprechenden telefonischen Unterstützungsangebotes sorgfältig prüfen.
Gleichzeitig zeigen sich die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie immer deutlicher. Diese treffen in erster Linie die Schwächsten in unserer Gesellschaft, die sich schon vor der aktuellen Krise in einer prekären Lebenssituation befunden haben. Die HEKS-Projekte zur längerfristigen Unterstützung von Menschen, die von den wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Corona-Pandemie besonders betroffen sind, werden weitergeführt. Dabei wird HEKS auch von der «Glückskette» unterstützt.
Im Kanton Genf beantworten die Mitarbeitenden des HEKS-Projekts «Permanences Volantes – Beratung für MigrantInnen» täglich hunderte von Anrufen von verzweifelten Sans Papiers, Geflüchteten und MigrantInnen. Viele von ihnen arbeiteten vor der Corona-Krise als Angestellte in Privathaushalten und haben im Zuge des Lockdowns Job und Einkommen verloren. Die HEKS-Mitarbeitenden informieren die Anrufenden in verschiedenen Sprachen über ihre Rechte als ArbeitnehmerInnen und über bestehende Hilfsangebote. Zudem vermittelt HEKS bedürftigen Personen Unterstützung mit Lebensmittelgutscheinen von «Colis du Coeur».
Auch die Telefonleitungen des HEKS-Projektes «Chèque Emploi – rechtliche Beratung für Hausangestellte» im Kanton Waadt laufen seit Beginn der Corona-Pandemie heiss. Beschäftigte in der Hauswirtschaftsbranche leben grundsätzlich mit einer hohen beruflichen und existenziellen Unsicherheit. Während des Lockdowns hat sich ihre Situation nochmals verschlechtert. «Chèque emploi» informiert die Ratsuchenden deshalb über die Rechte von Hausangestellten und die Pflichten von Arbeitgebenden. Zudem setzt sich HEKS zusammen mit den Gewerkschaften UNIA und VPOD auch auf politischer Ebene für staatliche Hilfeleistungen an Hausangestellte ein.
Für sozial Benachteiligte ist es oft sehr schwierig, auf solche Fragen Antworten zu erhalten. Erfahrene JuristInnen von HEKS stehen ihnen deshalb unentgeltlich zur Verfügung und entwickeln gemeinsam mit den Ratsuchenden mögliche Lösungen.