Corona-Soforthilfe

HEKS-Projekte in Zeiten von Corona

Der Lockdown stellte die HEKS-MitarbeiterInnen in der Schweiz vor grosse Herausforderungen. Viele Aktivitäten konnten nicht in gewohnter Weise weitergeführt werden. Gleichzeitig stieg der Beratungs- und Unterstützungsbedarf teilweise sehr stark. Fünf Projektleitende erzählen, wie sich die Corona-Pandemie auf ihre Arbeit auswirkt und wie sie die Herausforderungen meistern.

Asylberatungen im Garten

«Während des Corona-Lockdowns gab es für uns viel zu tun, zeitweise gar mehr als davor. Offensichtlich arbeiteten auch das Staatsekretariat für Migration und das Bundesverwaltungsgericht auf Hochtouren weiter. Zwar fanden anfänglich keine Asylanhörungen mehr statt, dafür wurden umso mehr Asylentscheide gefällt und zugestellt. Auch Fristen für Stellungnahmen erhielten wir weiterhin. Vor allem Gesuche, die schon Jahre hängig waren, wurden endlich entschieden. Bei negativen Entscheiden prüften wir wie immer deren Rechtmässigkeit und führten Beratungsgespräche durch, wobei wir den Inhalt erklärten und die Chancen einer Beschwerde einschätzten. Für die Asylsuchenden änderte sich insofern nicht viel.

Unsere Mitarbeiterin im Sekretariat war täglich im Büro präsent, nahm Post und Anrufe entgegen und leitete sie an die zuständigen JuristInnen weiter. Diese arbeiteten primär im Homeoffice, führten aber in der Rechtsberatungsstelle - Beratungstermine durch: Im grossen Sitzungszimmer oder draussen im Garten.»

Stefan Hery, Leiter der HEKS Rechtsberatungsstellen für Asylsuchende Ostschweiz

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Stephan Hery

Mit Yoga gegen die Einsamkeit

«Nachdem wir Mitte März sämtliche physischen Treffen von «AltuM – Alter und Migration» absagen mussten, haben wir sofort neun WhatsApp Gruppen erstellt. So konnten wir mit unseren Projektteilnehmenden, alles ältere MigrantInnen 55+, in Kontakt bleiben und sie teilweise in ihrer Muttersprache mit den aktuellen Informationen zum Coronavirus beliefern. Aber nicht nur das. Unsere Gymnastik-, Yoga-, Tanz- und Computer-Kursleitenden schickten zudem regelmässig ‘Übungen für zu Hause’. Diese interaktiven Angebote zum sozialen Austausch wurden fleissig genutzt.

Die Umstellung auf den digitalen Kanal war eine ziemliche Herausforderung. Viele unserer älteren TeilnehmerInnen waren zuerst nicht in der Lage, mit Smartphone, iPad oder PC zu kommunizieren. Einige haben dies nun tatsächlich gelernt! Die anderen erreichten wir per klassischem Telefonanruf. Der regelmässige Kontakt war für unsere Zielgruppe sehr wichtig. Durch den Lockdown wurden sie aus ihrem gewohnten Alltag herausgerissen. Viele fühlten sich gestresst und litten an Depressionen, Angstzuständen und Einsamkeit. Die Lockerungen der Massnahmen sind eine gewisse Erleichterung, doch viele unserer TeilnehmerInnen sind Risikopersonen. Für sie liegt ein normales Alltags- und Sozialleben noch in weiter Ferne.»

Aida Kalamujic, Projektleiterin «AltuM – Alter und Migration», Zürich

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Aida Kalamujic

Geduldsprobe für HEKS@Home 

«Unsere Projektaktivitäten, die Vermittlung von Haushaltspraktika für Migrantinnen in deutschsprachigen Familien und die praktikumsbegleitenden Trainings, mussten wir für gut zwei Monate pausieren. Die Praktikantinnen und die Einsatzfamilien mussten in dieser Zeit auf die gegenseitige Unterstützung verzichten: Den Einsatzfamilien fehlte damit eine wichtige Entlastung im Haushalt und bei der Kinderbetreuung. Die Praktikantinnen spürten hingegen die soziale Isolation zuhause. Ihnen fehlte der Austausch mit der Familie und den anderen Trainingsteilnehmerinnen ebenso wie die Möglichkeit, Deutsch zu lernen und einer regelmässigen Beschäftigung nachzugehen. 
Unser ganzes HEKS@Home-Team war im Homeoffice. Am schwierigsten war es für uns, die Geduld aufzubringen und abzuwarten, bis wir das Projekt endlich wieder starten konnten. Auch nach dem Lockdown spürten wir noch einige Zeit eine Verunsicherung und Zurückhaltung, wenn es darum ging, «fremde» Personen in die eigene Wohnung zu lassen. Seit Ende Juni zieht die Nachfrage nach Praktika wieder an. Unsere Hauptaufgabe für die kommenden Monaten wird es sein, motivierte Einsatzfamilien zu finden.»
David Quint, Projektleiter von HEKS@Home, Bern
 

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David Quint

An der Seite fremdsprachiger Familien

«Die HEKS-BrückenbauerInnen sind interkulturelle VermittlerInnen, die Familien mit Kindern im Volkschulalter niederschwellige Begleitung bieten. Während Corona waren persönliche Treffen natürlich nicht mehr möglich, die Begleitungen wurden deshalb telefonisch und per WhatsApp weitergeführt. Gerade in dieser Zeit, war unsere Unterstützung sehr gefragt: Für die meisten Eltern stellte das Homeschooling eine grosse Herausforderung dar. Sprachliche Hürden machten es für sie schwierig, ihre Kinder bei den Hausaufgaben zu unterstützen. Viele wussten nicht, was Fernunterricht genau bedeutet und was von ihnen und ihren Kindern erwartet wurde. Die Informationen der Schulen sowie des BAG wurden teilweise nicht richtig verstanden oder interpretiert. In all diesen Fragen konnten wir weiterhelfen. Gezwungenermassen hat uns die Coronakrise viel Flexibilität in der Gestaltung der Familienbegleitungen gelehrt – diese hat sich bewährt und wollen wir weiterführen. Auch hat sich der Kontakt mit Lehrpersonen, Schulsozialarbeitenden und anderen Fachpersonen intensiviert und sehr gute Formen der Zusammenarbeit sind entstanden.»

Irene Zwetsch, Projektleiterin «HEKS BrückenbauerInnen», Basel

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Irene Zwetsch

HEKS-Visite in Kurzarbeit

«Corona hat uns stark getroffen, wir haben grosse finanzielle Einbrüche erlitten. HEKS-Visite hilft mit, langzeiterwerbslose Menschen mittels Vermittlung einer kleinen unbezahlten Teilzeitarbeit in Einsatzbetrieben wieder sozial zu integrieren. Seit vielen Jahren finanziert sich HEKS-Visite selbst, über Zuweisungen durch Sozialdienste. Unsere Arbeit verrechnen wir nur im Erfolgsfall. Unsere Partnergemeinden empfinden uns mehrheitlich als günstig und effizient. Aktuell sind wir ein Team von 14 Mitarbeitenden, die über 600 Teilnehmende begleiten.

Mit dem Lockdown verloren wir fast alle unsere Zuweisungen. Das Finden von Einsatzstellen war unmöglich, weil unsere Partnerbetriebe ihre Arbeit einstellten oder ins Homeoffice verlagerten. Von 620 Teilnehmenden, die in einem Arbeitseinsatz standen, mussten 540 Personen ihre Stelle temporär verlassen. Für unser Team wurde Kurzarbeit beantragt. Seit Juni sind wir aus dem Tiefschlaf erwacht und arbeiten unter Hochdruck daran, den entstandenen Schaden zu beheben. Das Wichtigste dabei ist, dass die Teilnehmenden ihre Arbeit möglichst rasch wieder aufnehmen können.»

Roland Bänziger, Projektleiter «HEKS Visite», Zürich

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Ronald Bänziger

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