HEKS
Blogbeitrag von Tina Goethe vom 03.05.2023
Ein Idyll ohne Palmöl
Sie versprachen Anstellungen bei der Firma mit guten Einkommen.
Denn die Palmölindustrie Indonesiens ist nach wie vor auf Expansionskurs. Seit 2012 hat sich in ganz Indonesien die Fläche der Palmölplantagen mehr als vervierfacht. Kalimantan – der indonesische Teil von Borneo, in dem auch Silit liegt – ist neben Sumatra das Hauptanbaugebiet. Der grösste Teil der Fläche, auf denen heute Plantagen stehen, war vorher tropischer Wald. Unsere mehrstündige Autofahrt nach Silit führte folglich ebenfalls vor allem durch Plantagengebiete.
Seit Jahren versucht die Plantagenfirma der «DSN Group» auch in Silit und den benachbarten Dörfern an neues Land zu kommen. Regelmässig tauchten ihre Vertreter im Dorf auf, machten Versprechen und boten dem Dorfchef viel Geld. Sie versprachen Anstellungen bei der Firma mit guten Einkommen. In zwei Nachbardörfern war die «DSN Group» mit dieser Strategie erfolgreich. In Silit nicht. Dort hat die Dorfgemeinschaft gemeinsam mit der von HEKS unterstützten Umweltorganisation «WALHI» überlegt, wie sie ihr Territorium vor dem Zugriff der Plantagenfirmen schützen können. Als indigene Gemeinschaft verstehen sie ihr Land als kollektives Eigentum. Einen Landtitel dafür hatten sie damals jedoch nicht.
Seit Jahren versucht die Plantagenfirma der «DSN Group» auch in Silit und den benachbarten Dörfern an neues Land zu kommen. Regelmässig tauchten ihre Vertreter im Dorf auf, machten Versprechen und boten dem Dorfchef viel Geld. Sie versprachen Anstellungen bei der Firma mit guten Einkommen. In zwei Nachbardörfern war die «DSN Group» mit dieser Strategie erfolgreich. In Silit nicht. Dort hat die Dorfgemeinschaft gemeinsam mit der von HEKS unterstützten Umweltorganisation «WALHI» überlegt, wie sie ihr Territorium vor dem Zugriff der Plantagenfirmen schützen können. Als indigene Gemeinschaft verstehen sie ihr Land als kollektives Eigentum. Einen Landtitel dafür hatten sie damals jedoch nicht.
Ein wichtiger Schritt war die Kartierung ihres Territoriums.
Das Verfahren, um in Indonesien einen kollektiven Landtitel zu erhalten, ist lang und aufwändig. Nur wenigen indigenen Gemeinschaften ist das bisher gelungen. Silit entschied sich, diesen Weg zu gehen. Ein wichtiger Schritt war die Kartierung ihres Territoriums. Dafür war eine Delegation des Dorfes mehrere Tage im Wald unterwegs, hat die Koordinaten von Grenzmarkierungen wie alten Bäumen, Bachläufen oder Weggabelungen per GPS aufgenommen und eine digitale Karte erstellt. Diese ist Grundlage sowohl für den Landtitel als auch den zukünftigen Umgang mit dem Territorium. Zwei Drittel davon bleiben geschützter Wald, lediglich ein Drittel ist als Produktionsfläche reserviert. Niemand im Dorf darf eigenmächtig Land an Dritte abgeben.
Ende 2022 kam dann die lang ersehnte Nachricht aus Jakarta: Ihr kollektiver Waldbesitz (über 4272 Hektaren) wurde staatlich anerkannt und registriert. Im Regierungsbezirk Sintang – halb so gross wie die Schweiz – ist Silit das erste Dorf, das ein solches «Customary Forest Certificate» sein Eigen nennt. Am 22. Februar 2023 hat der indonesische Präsident Joko Widodo zwei Vertretern des Dorfes die Besitzurkunde eigenhändig überreicht. Das ist nicht nur eine grossartige Anerkennung für Silit. Es ist auch ein enorm wichtiges Zeichen für die Region.
HEKS
Ein gängiges Vorgehen von Palmölfirmen in Indonesien, um Löhne zu drücken.