Medienmitteilung vom 22. Februar 2023

Agrarökologie: lokale Antworten auf globale Krisen

Die Klimakrise führt weltweit zu mehr Hunger. Die heute Mittwoch gestartete Ökumenische Kampagne von Fastenaktion, HEKS und Partner sein fordert daher Klimagerechtigkeit und mehr politisches sowie individuelles Handeln in diesem Bereich. Einen Lösungsansatz, um den Welthunger zu bekämpfen, sehen die drei Organisationen in der Agrarökologie, welche zu einem bewussteren Anbau und Konsum von Lebensmitteln beiträgt.

Seit einem Jahr wütet der Krieg in der Ukraine. Das verursachte Leid trifft nicht nur die ukrainische Bevölkerung, sondern auch die Menschen im globalen Süden. Denn der Krieg hat dort zu Nahrungsmittelknappheit und erhöhten Preisen von Grundnahrungsmitteln geführt. Dies erschwert den Zugang zu Nahrung für die ärmsten Menschen, welche aufgrund der Klimakrise bereits in einer prekären Ernährungslage sind. Rund zehn Prozent der Weltbevölkerung sind unterernährt, die Zahl steigt. 
Plakat der Ökumenischen Kampagne 2023

Klima und Lebensmittelproduktion beeinflussen sich gegenseitig. Der Anbau von Nahrungsmitteln ist durch Klimaextreme wie Dürren, Überschwemmungen oder Wirbelstürme gefährdet. Dadurch ist das Recht auf Nahrung von Millionen von Menschen bedroht. Gleichzeitig verursacht die Art und Weise, wie heute Lebensmittel produziert werden, mehr als ein Drittel der schädlichen Treibhausgase. Es braucht einen Wandel hin zu einer ressourcenschonenden, umweltfreundlichen Landwirtschaft und einem lokalen, saisonalen Konsum, um die Treibhausgasbilanz des Ernährungssystems zu verbessern.

Wer ernährt die Welt?

Das Versprechen der Agrarindustrie, die Welt zu ernähren, ist unrealistisch. Denn diese trägt nur knapp ein Drittel zur Welternährung bei, braucht jedoch drei Viertel des verfügbaren Agrarlandes. Zum Vergleich: Kleinbäuerinnen und -bauern produzieren 70 Prozent der globalen Nahrungsmittel auf nur 25 Prozent der weltweit zur Verfügung stehenden Agrarfläche. Durch die Industrialisierung der Landwirtschaft hat sich seit 1990 der Ausstoss von Treibhausgasen in diesem Bereich verdoppelt. Der Ernährungssektor darf darum beim Thema Klimaschutz nicht aus den Augen gelassen werden. Einen Lösungsansatz sehen HEKS, Fastenaktion und Partner sein in der Agrarökologie. Dank agrarökologischen Methoden produzieren Bäuerinnen und Bauern qualitativ und quantitativ gute, gesunde Produkte, die ihre Ernährung und ihr Einkommen langfristig sichern und gleichzeitig die Biodiversität erhalten sowie der Umwelt Sorge tragen. 

Die Rolle der Schweiz

Die drei Organisationen fordern deshalb, dass die Schweiz Verantwortung übernimmt und Agrarökologie fördert, beispielsweise indem sie ihre Handelspolitik so ausrichtet, dass sie der agrarökologischen Transformation und der Umsetzung des Rechts auf Nahrung dient. Die Länder im Norden sind Hauptverursacher der Klimakrise – die Leidtragenden sind die bedürftigsten Menschen in den Ländern des globalen Südens. Daher ist es unabdingbar, unser Handeln anzupassen. Die Schweiz muss ihren CO2-Ausstoss reduzieren und gesetzlich mehr Klimaschutz verankern. Aktuelle Krisen wie der Krieg in der Ukraine oder die Covid-Pandemie haben die Abhängigkeiten in der globalen Nahrungsmittelkette aufgezeigt. Auch die Klimakrise ist nur global lösbar. Wenn kleine, lokale Betriebe gestärkt werden, profitieren alle davon, in ökologischer, ökonomischer sowie sozialer Hinsicht.

 

Weiterführende Unterlagen

Auskünfte

Die Ökumenische Kampagne in Kürze

Fastenaktion und HEKS führen seit 1969 jährlich eine Ökumenische Kampagne in den sechs Wochen vor Ostern durch. Seit 1994 beteiligt sich auch Partner sein, das Hilfswerk der christ-katholischen Landeskirche. Die Ökumenische Kampagne hat zum Ziel, die Öffentlichkeit für die Ungerechtigkeiten zu sensibilisieren, die weltweit zu über 800 Millionen Menschen in Hunger und Armut führen. Diese Realität zu erkennen, genügt jedoch nicht. Deshalb zeigen die drei Werke Handlungsmöglichkeiten auf: Das eigene Konsumverhalten verändern, Men-schen in Südprojekten mit einer Spende unterstützen oder sich an einer Aktion beteiligen – so wird die Ökumenische Kampagne zum Inbegriff gelebter Solidarität. Die Organisationen führen in verschiedenen Ländern des globalen Südens Entwicklungs- und Klimaprojekte durch und fordern unter anderem das Recht auf Nahrung für alle sowie Klimagerechtigkeit.