Stellungnahme vom 19. September 2024

Ein Jahr nach der Vertreibung aus Berg-Karabach

Am 19. September 2023 startete Aserbaidschan eine Offensive in der umstrittenen Region Berg-Karabach, die rund 120’000 armenischstämmige Menschen zur Flucht aus ihrer Heimat zwang. Die Angst vor ethnischen Säuberungen trieb die Menschen ins benachbarte Armenien. Ein Jahr später dauert die humanitäre Krise an und wird weitgehend ignoriert. Auch wenn das Schicksal dieser Menschen ein Jahr später aus den Schlagzeilen verschwunden ist, stehen Zehntausende in Armenien weiterhin vor grossen Herausforderungen. Denn eine Rückkehr nach Berg-Karabach bleibt höchst unwahrscheinlich.    

Trotz aller Bemühungen sind die Bedürfnisse nach Wohnraum, psychosozialer Unterstützung und existenzsichernder Arbeit bei weitem nicht gedeckt. HEKS wird sich weiterhin aktiv dafür engagieren, die Widerstandsfähigkeit der betroffenen Gemeinschaften zu stärken und auf die Bedürfnisse der Vertriebenen einzugehen. «Unsere Priorität ist es, diese verletzlichen Menschen zu unterstützen, damit sie Stabilität und eine dauerhafte Integration in Armenien finden können», sagt Anna Sarkissyan, die HEKS-Projektleiterin in Armenien. 

Ein Jahr nach der Vertreibung aus Berg-Karabach
HEKS

Für eine nachhaltige und inklusive Zukunft für Vertriebene  

Dank zahlreicher Unterstützer:innen, insbesondere dank dem grossen Engagement des Kantons Genf, hat HEKS in Armenien zusammen mit seinen lokalen Partnerorganisationen ein Projekt lanciert, um die Widerstandsfähigkeit der Geflüchteten in Armenien zu stärken und ihnen den Übergang in ein stabiles Leben innerhalb der lokalen Bevölkerung zu erleichtern. Das Projekt basiert auf drei Säulen: Die erste Säule ist die Nothilfe für Menschen, die immer noch in provisorischen Unterkünften leben. Sie erhalten Lebensmittel, Medikamente und wichtige Hygieneartikel sowie Zugang zu Bildung und psychosozialer Unterstützung für Kinder.  

Die zweite Säule zielt darauf ab, die Integration der Geflüchteten in den Arbeitsmarkt zu fördern. Dafür werden die Projektteilnehmenden mit Umschulungs- und Kompetenzförderungsprogrammen unterstützt. «Obwohl Berg-Karabach immer in unseren Herzen bleiben wird, versuchen meine Söhne und ich, uns an die neue Situation anzupassen. Derzeit habe ich keine Arbeit, aber ich lerne einen neuen Beruf – die 3D-Modellierung von Goldschmuck. Diese Ausbildung wird mir sicher helfen, in Zukunft ein würdevolles Leben zu führen», berichtet Armine Mosiyan (34), eine Geflüchtete aus Berg-Karabach und Teilnehmerin des Projekts.

Die dritte Säule schliesslich fördert den Austausch zwischen der lokalen Bevölkerung und den Geflüchteten und deren soziale Inklusion. «Die Unterstützung, die wir leisten, geht über materielle Hilfe hinaus; sie zielt darauf ab, den betroffenen Menschen Hoffnung und Würde zurückzugeben», betont Anna Sarkissyan. 

Anhaltende humanitäre Krise

Doch ein Jahr nach ihrer Vertreibung sind die Bedürfnisse der Vertriebenen aus Berg-Karabach nach wie vor enorm und dringend. Wohnraum ist eine der grössten Herausforderungen: Viele Familien leben nach wie vor in provisorischen Unterkünften und zahlen für sie hohe Mieten, während die Infrastruktur und grundlegende Dienstleistungen wie Strassen, Zugang zu Trinkwasser, Strom und Internetverbindungen weiterhin unzureichend sind. Diese Situation verschärft psychosoziale Probleme wie posttraumatischen Stress und das Gefühl von Verlust, Ungerechtigkeit und Vernachlässigung.  

Anna Sarkissyan erklärt: «Die Vertriebenen kämpfen auch darum, ihre sozialen Bindungen und ein Zugehörigkeitsgefühl aufrechtzuerhalten. Sie haben Schwierigkeiten, ihre Traditionen, ihren Dialekt, ihre Kultur und ihre Gewohnheiten in einem Umfeld zu bewahren, in dem sie sich entwurzelt fühlen.» Daher sei psychologische und soziale Unterstützung entscheidend, um diesen Menschen zu helfen, sich neu zu orientieren und einen Hauch von Normalität wiederzufinden.  

Zukünftige Perspektiven und Herausforderungen

Für die Zukunft wünscht sich Armine Mosiyan nur eines: mit ihren Söhnen nach Berg-Karabach zurückzukehren. «Ich wünsche mir, dass die Kirchenglocken von Berg-Karabach wieder läuten und die Rückkehr der Armenier:innen verkünden. Und ich bin überzeugt, dass mein Wunsch – früher oder später – in Erfüllung gehen wird.»  

HEKS ist weiterhin auf Spenden angewiesen, um der anhaltenden humanitären Krise zu begegnen und um den Bedürfnissen der Vertriebenen aus Berg-Karabach gerecht zu werden. 

Samuel Berner
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E-Mail: samuel.berner@heks.ch

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