Stellungnahme vom 16. Mai 2023

Nationalratskommission gibt HEKS-Petition Folge

Zwischenerfolg im Parlament: Die Staatspolitische Kommission des Nationalrates (SPK-N) gibt der HEKS-Petition «Für eine gerechte Sozialhilfe» Folge und beschliesst die Einreichung eines Postulats, das die Praxis und die Auswirkungen der reduzierten Sozialhilfe im Asylbereich genauer untersuchen soll – insbesondere im Hinblick auf die soziale und berufliche Integration der Betroffenen. HEKS begrüsst diesen wichtigen Schritt in Richtung gerechte Sozialhilfe.  

Mit ihrem Entscheid anerkennt die SPK-N die in der HEKS-Petition «Für eine gerechte Sozialhilfe» kritisierten Missstände im Zusammenhang mit der reduzierten Sozialhilfe im Asylbereich. HEKS ist erfreut, dass sich die Kommission mit dem eingereichten Postulat ein genaueres Bild der Situation machen möchte. In der Schweiz erhalten Menschen mit einer vorläufigen Aufnahme (Status F) sowie mit dem Schutzstatus S nur eine reduzierte Sozialhilfe, auch Asylfürsorge genannt. Diese liegt je nach Kanton und Gemeinde deutlich unter dem Ansatz der regulären Sozialhilfe, die sich bereits nach dem Existenzminimum richtet. 
Armut ist kein Verbrechen
Yves Leresche

Kinder und Jugendliche besonders betroffen 

Die reduzierte Sozialhilfe erschwert oder verhindert die soziale und berufliche Integration der Betroffenen. Denn häufig reicht der Betrag nicht aus für Leistungen, die für die Integration relevant wären, wie zum Beispiel Billette für den öffentlichen Verkehr oder Kinderbetreuung. Insbesondere Kinder und Jugendliche werden dadurch in ihren Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Teilhabe und in ihren Entwicklungschancen stark eingeschränkt. HEKS macht zudem die Erfahrung, dass sich betroffene Personen aufgrund des finanziellen Drucks häufig gegen eine qualifizierte Ausbildung entscheiden, um eine unqualifizierte Arbeit aufzunehmen und sich möglichst rasch von der Sozialhilfe zu lösen. Kurzfristig wird dadurch die Sozialhilfe entlastet, längerfristig bleibt das Armutsrisiko der Betroffenen durch die fehlenden Qualifikationen leider hoch. HEKS fordert deshalb mit der Petition, dass alle Menschen in der Schweiz den gleichen Anspruch auf reguläre Sozialhilfe haben.

SPK-N nimmt Missstand ernst 

In ihrer Sitzung von letzter Woche (11./12. Mai 2023) gab die SPK-N nun der HEKS-Petition «Für eine gerechte Sozialhilfe» Folge und beschloss die Einreichung des Kommissionspostulats «Analyse und Vergleich der Asylsozialhilfe in den Kantonen und Gemeinden». Damit soll der Bundesrat beauftragt werden, die verschiedenen Sozialhilfeansätze im Asylbereich systematisch zu vergleichen und insbesondere die Auswirkungen auf die berufliche und soziale Integration zu untersuchen. Explizit soll dabei auch die Situation von Familien mit Kindern analysiert werden. Als Nächstes wird der Nationalrat über die Annahme des Postulats entscheiden.

HEKS wird den weiteren parlamentarischen Prozess genau verfolgen und wo möglich unterstützen. Eine systematische Analyse, wie mit dem Postulat vorgesehen, wäre ein wichtiger erster Schritt in Richtung gerechte Sozialhilfe. 

Samuel Berner
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