Rückblick: Asyl- und Migrationsdebatten in der parlamentarischen Herbstsession
Asyl- und Migrationspolitik: Menschenrechte in Gefahr. Letzte Woche ging die Herbstsession des Bundesparlaments in Bern zu Ende. Für HEKS stand neben der Finanzierung der Entwicklungszusammenarbeit auch die Asyl- und Migrationspolitik im Fokus. Es herrscht ein rauer Wind: Der Flüchtlingsschutz wird in Frage gestellt. Beim Familiennachzug für vorläufig Aufgenommene wurde für HEKS ein Tabu gebrochen.
Das Recht auf Familie
Der Nationalrat will, dass geflüchtete Personen, die in der Schweiz «vorläufig aufgenommen» sind, ihre Ehepartner:innen und Kinder nicht mehr nachziehen dürfen. Der Familiennachzug für Menschen, die vor Krieg und Not– etwa aus Syrien oder Afghanistan – geflüchtet sind und erfahrungsgemäss langfristig in der Schweiz bleiben, soll abgeschafft werden. Für sie gelten bereits heute strenge Voraussetzungen: lange Wartefrist, finanzielle Unabhängigkeit und eine Familienwohnung. Dies ist auch der Grund, weshalb jährlich nur rund 100 Personen auf diesem Weg in die Schweiz einreisen. HEKS hat diese hohen Hürden aus menschen- und kinderrechtlicher Sicht wiederholt kritisiert und deren Streichung gefordert.
Eine vollständige Abschaffung des Familiennachzugs, wie sie der Nationalrat nun beschliessen will, ist eine klare Verletzung des Rechts auf Familienleben und stellt für HEKS einen Tabubruch dar. Die öffentliche Empörung über diesen Entscheid war denn auch gross und spürbar: Ein Appell zugunsten von Flüchtlingsfamilien wurde innert kürzester Zeit von über 115'000 Personen unterzeichnet. Der Ständerat verzichtete darauf, in der laufenden Session eine Entscheidung zum Familiennachzug zu treffen. Er überwies die Motion an die zuständige Kommission, die sich in den kommenden Monaten vertieft damit beschäftigen wird. Für HEKS ist klar: Das Recht auf Familie ist ein Grundrecht und gilt damit für alle. Es darf nicht weiter eingeschränkt werden.