Diese bäuerlichen Saatgutsysteme sind Garant für den Zugang zu Saatgut und Ernährungssicherheit. Über Jahrtausende haben Bäuerinnen und Bauern so eine grosse Vielfalt an Kulturpflanzen und Sorten entwickelt, Grundlage für die Züchtung neuer Sorten, die aktuellen Herausforderungen genügen. Gerade angesichts des Klimawandels ist das von grosser Bedeutung.
Doch diese Saatgutsysteme kommen stark unter Druck. Unter dem Vorwand «das geistige Eigentum zu schützen» und «die Landwirtschaft zu modernisieren», werden verschiedene Saatgutgesetze erlassen, die den Bauernfamilien die Wiederverwendung, den Tausch und Verkauf ihres Saatgutes erschweren oder gar verbieten wollen. Hinter den Entwicklungen stehen vor allem die grossen Agrarkonzerne wie Syngenta, Bayer/Monsanto, die sich damit einen Zugang zu den Märkten des Südens schaffen wollen. Denn mit dem Verkauf von Saatgut haben sie sich auch gleich einen Absatzmarkt für ihre Pestizide geschaffen, ohne die Hybrid- und Hightechsorten gar nicht rentieren.
Damit bahnt sich in den Entwicklungsländern an, was in weiten Teilen Europas und in den Ländern, in denen die industrielle Landwirtschaft weit verbreitet ist, bereits traurige Realität ist: Die Dominanz von ein paar wenigen Saatgutherstellern und damit auch ein enormer Rückgang der Kulturpflanzenvielfalt.
Für die Bäuerinnen im Süden ist diese Entwicklung fatal: Anstatt weiterhin eigenständig Pflanzenzucht, Saatguttausch und Kleinhandel betreiben zu können, sind sie gezwungen, für viel Geld Saatgut, Pestizide und Düngemittel zu kaufen, und geraten damit in eine Spirale von Abhängigkeit und Verschuldung.
«Wenn wir über Saatgut sprechen, sprechen wir über Lebewesen. Damit meine ich nicht nur das Leben des Saatguts, sondern das Leben unserer indigenen Völker und der Tiere. Alles ist miteinander verbunden. Saatgut zu patentieren, bedeutet Diebstahl. Diebstahl am Wissen unserer Vorfahren, die dieses Saatgut entwickelt haben. Eine Firma oder eine Person kann niemals Eigentum an einer Pflanze beanspruchen. Dagegen wehren wir uns mit aller Kraft.»
Saatgut-Aktivistin Carmen Lozano, Ecuador