Gemäss des Humanitarian Needs Overview benötigen im vorderasiatischen Staat 2023 15,3 Millionen Menschen humanitäre Hilfe; im Vergleich zu 2022 ein Anstieg von 0,7 Millionen. Das Einmischen fremder Länder, die Politisierung der Hilfe und dem Zurückgehen der Spendenfreudigkeit sind weitere Herausforderungen, die in diesem hochsensiblen Kontext zu bewältigen sind.
Das heftige Erdbeben an der türkisch-syrischen Grenze vom 6. Februar 2023 hat Zerstörung und noch mehr Leid für die betroffenen Menschen in Syrien verursacht. HEKS reagierte schnell und organisierte bereits wenige Stunden nach dem Erdbeben mit seinen lokalen Partnerorganisationen Unterkünfte und Nothilfe für Tausende Familien. Seit Jahren ist HEKS in den Erdbeben-Gebieten in Nordsyrien präsent und verfügt dort über kirchliche Partnerorganisationen.
Instabile Sicherheitslage und grosse Armut
Im Global Peace Index belegte Syrien 2022 den drittletzten Rang der weltweit friedlichsten Länder. Obschon flächendeckende Feindseligkeiten seit Mitte 2018 nachgelassen haben, bleibt die Sicherheitslage äusserst instabil und anfällig für Eskalationen. Besonders prekär ist die Situation in der Nähe der Frontlinien, was zu neuen Vertreibungen führt, und in jenen Gebieten, die umstritten sind oder von mehreren Konfliktparteien kontrolliert werden. Die aussichtslose Wirtschaftslage kombiniert mit der immer schlechter funktionierenden Grundversorgung in den Rückkehrgebieten, beeinflusst die Menschen bei der Entscheidung, ob sie in ihre Heimat zurückkehren oder wie viele das Land verlassen sollen.
Die volkswirtschaftlichen Bedingungen in Syrien verschlechtern sich drastisch: Internationale Sanktionen und anhaltende interne Probleme begünstigten die Entstehung einer Kriegswirtschaft zulasten der makroökonomischen Situation des Landes. Inflation, Währungsabwertung, steigende Preise, die zunehmende Inlandsverschuldung und das weit verbreitete Verschwinden von Arbeitsplätzen haben dazu geführt, dass zusätzliche Teile der Bevölkerung in humanitäre Not geraten sind. Über 90 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Im Vergleich zu 2022 hat die Anzahl Personen, die ihre Grundbedürfnisse abdecken können, weiter abgenommen. Häufiger als früher greifen Haushalte in Syrien auf negative Bewältigungsmechanismen zurück wie Kinderarbeit, Kinderheirat und der Verkauf von Produktivgütern. Es wird angenommen, dass 15 Millionen Menschen (68 Prozent der Gesamtbevölkerung) im Jahr 2023 irgendeine Form von Nahrungsmittel- oder Agrarhilfe benötigen. Gefährdet ist die Ernährungssicherheit von 12,1 Millionen.