Asyl für afghanische Frauen und Mädchen

Afghaninnen in der Schweiz kommen zu Wort

Wer sind die afghanischen Frauen, die in die Schweiz geflüchtet sind? Wie beschreiben sie die Situation in Afghanistan? Und wie gelingt ihnen das Ankommen in der Schweiz? Vier Frauen berichten.  

«Die neue Praxis des SEM gegenüber afghanischen Frauen ist wichtig. In meinem Asylverfahren beim SEM musste ich immer wieder beweisen, warum ich in Gefahr war. Ich habe dem SEM 350 Seiten Dokumente vorgelegt. Trotzdem hat man mich gefragt, warum ich Schutz brauche. Angesichts der Situation, in der sich afghanische Frauen heute unter den Taliban befinden, ist es wichtig, dass sie ihre Bedrohung nicht mehr beweisen müssen. Dass man ihnen glaubt.»

Shabnam Simia war in Afghanistan Staatsanwältin und Expertin für terroristische Straftaten. 2021 flüchtete sie mit einem humanitären Visum in die Schweiz.

Shabnam Simia
Sereina Boner

«Für Frauen gibt es in Afghanistan kein Leben mehr. Seit bald fünf Jahren bin ich allein in der Schweiz. Ich vermisse meine Heimat, meine Sprache. Aber langsam ist auch die Schweiz mein Zuhause. Afghanistan ist auch ein Land der Berge. Ich wandere gerne. Das hilft. Ich verstehe jedoch nicht, warum Kriegsflüchtlinge in der Schweiz so lange warten müssen, bis sie eine dauerhafte Niederlassung bekommen. Für Personen aus der EU geht das viel schneller, obwohl sie auch in ihrer Heimat sicher wären.»

Madina Azizi spielte im afghanischen Fussballnationalteam. 2019 flüchtete sie in die Schweiz. Heute macht sie eine Lehre als Detailhandelsassistentin.

Madina Azizi
zvg

«Die vorläufige Aufnahme bedeutet für mich viel Unsicherheit. Ich habe ständig Angst, dass ich eines Tages nach Afghanistan zurückgeschickt werde. Den F-Ausweis muss ich jedes Jahr verlängern. Dieses Jahr hat der Prozess auf der Gemeinde etwas länger gedauert. Diese Wochen waren für mich sehr schlimm. 
Hier in der Schweiz habe ich Freiheit. Ich habe meine eigene Arbeit, mein Geld und ich kann selbst Entscheidungen treffen. In Afghanistan hätte ich keine Rechte. Ich könnte nichts entscheiden, nichts machen. Das ist kein Leben. Es ist langsames Sterben, jeden Tag.»

Zahra Alidoosty lebte in Iran, bevor sie 2019 in die Schweiz flüchtete. Sie hat hier Status F und absolviert eine Lehre als Bäckerin.

Zahra Alidoosty
zvg

«Die Taliban haben afghanische Frauen und Mädchen ihrer grundlegenden Menschenrechte beraubt. Mädchen dürfen die Schule nur noch bis zur sechsten Klasse besuchen. Der Besuch der Sekundarschule und der Universitäten ist für Mädchen und Frauen verboten. Auch der Zugang zu Erwerbstätigkeit, Bewegungsfreiheit sowie sozialer und politischer Teilhabe wird ihnen verwehrt. Friedliche Demonstrationen von Frauen werden unterdrückt. Aktivistinnen werden verhaftet, gefoltert, vergewaltigt, inhaftiert und sogar getötet.»

Najibah Zartosht, ist Ökonomin, Autorin und Chefredaktorin des Online Magazins «Afghanistan Women's Voice». 2021 ist sie aus Afghanistan geflüchtet.

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