« Hoffnung auf eine bessere und gerechte Zukunft säen »
Er hat wohl einen der schwierigsten Jobs bei HEKS angesichts des seit Jahrzehnten andauernden Konflikts zwischen Israelis und Israelinnen und Palästinenser:innen. Doch Hakam Awad, seit drei Jahren HEKS-Landesdirektor in Israel/Palästina, glaubt fest daran, dass grosse Veränderungen im Kleinen beginnen.
Ich bin überzeugt vom Leitmotiv von HEKS, dass grosse Veränderungen im Kleinen beginnen. Mit der Unterstützung, die wir den Gemeinschaften, mit denen wir zusammenarbeiten, zukommen lassen, können wir ihr Leid lindern und ihre Resilienz und ihre Lebensgrundlagen trotz dem langjährigen Konflikt und dem festgefahrenen Friedensprozess erhalten.
Worin siehst du die besonderen Herausforderungen Für dich als Landesdirektor und dein Team in diesem konfliktreichen Umfeld?
Unsere Arbeit in Israel/Palästina ist mit vielen Herausforderungen verbunden, da das Umfeld sehr fragil und nicht stabil ist. In den letzten Jahren gab es beispielsweise mehrere Angriffe auf den Gazastreifen und diverse Wahlen in Israel. Der unbeständige Kontext erschwert die Planung und Umsetzung nachhaltiger Projekte und erhöht die Risiken unserer Arbeit.
Für wie realistisch hältst Du die Erwartung, dass die Arbeit von HEKS tatsächlich zur Lösung der seit Jahrzehnten anhaltenden Konflikte zwischen Israel und den Palästinensern beitragen kann?
Wie bereits gesagt zielt unser Programm darauf ab, in den Gemeinschaften, mit denen wir arbeiten, kleine Veränderungen zu bewirken. Ich glaube nicht, dass das HEKS-Programm in Israel/Palästina allein den Konflikt lösen wird, der seit Jahrzehnten andauert und an dem viele Akteur:innen auf der ganzen Welt beteiligt sind. Wir sollten jedoch die Palästinenser:innen unterstützen, die seit Jahrzehnten unter dieser Situation leiden, und sie befähigen, Israel für seine Verstösse gegen das internationale Völkerrecht zur Verantwortung zu ziehen.
In welchen Konfliktregionen ist HEKS aktuell tätig?
Die Arbeit von HEKS in Israel/Palästina konzentriert sich derzeit auf drei Hauptgebiete: Gaza, das Westjordanland mit Ostjerusalem und das Kernland Israel.
Wie wird HEKS als kirchliches Hilfswerk von den lokalen Programmteilnehmenden, die ja oft muslimischen Glaubens sind, wahrgenommen? Spürst du manchmal Vorbehalte oder gar Ablehnung?
In der palästinensischen Gemeinschaft ist die Zusammenarbeit mit einer kirchlichen Organisation normal, da kirchliche Organisationen seit vielen Jahren im Land präsent sind. Ausserdem versteht und respektiert die palästinensische Gemeinschaft die christliche Minderheit, die in der Regel die christlichen Feiertage wie Weihnachten in den wichtigsten Städten Palästinas, insbesondere in Jerusalem, Nazareth und Bethlehem, feiert.
Wenn du eine Bilanz deiner bisherigen Arbeit als Landesdirektor ziehst, wie beurteilst du die Entwicklung des Landesprogramms in dieser Zeit? Wo konnten Fortschritte erzielt oder gar Lösungen gefunden werden und wo gab es allenfalls Rückschläge?
In den vergangenen drei Jahren konnten wir unser Netzwerk von Partnerorganisationen und Projekten in allen unseren Interventionsbereichen pflegen. Wir haben die Plattform «Open Forum» entwickelt, wo sich Organisationen aus Palästina und Israel dreimal im Jahr treffen, um über die Veränderungen im Kontext und die Angriffe auf zivilgesellschaftliche Organisationen in Israel und Palästina zu diskutieren. Wir haben auch frühzeitig auf die Eskalation in Gaza im Mai 2021 mit einem humanitären Projekt in Gaza reagiert. Infolge damals notwendiger Einsparungen bei HEKS mussten wir 2019 unsere Programme im Norden Israels einstellen. Ich hoffe aber, dass wir diese wieder reaktivieren können, sobald wir die notwendigen Mittel erhalten.