Stellungnahme vom 20. September 2023

Socfin-«Mutter» auf schwarzer Liste

Die Arbeit von HEKS zeigt Wirkung: Der Schweizer Verein für verantwortungsbewusste Kapitalanlagen (SVVK) hat den französischen Bolloré-Konzern auf seine schwarze Liste gesetzt. HEKS hatte in einem 2019 publizierten Bericht die Menschenrechtsverletzungen im Umfeld einer Kautschuk-Plantage der Bolloré-Tochter Socfin in Liberia kritisiert. Dieser Bericht dürfte eine wichtige Rolle beim Entscheid des SVVK gespielt haben.

Die schwarze Liste des SVVK umfasst mehrheitlich indische und chinesische Unternehmen, die Waffenhandel betreiben oder in Verdacht stehen, in illegale Nuklearwaffenprogramme verwickelt zu sein. Nun gerät erstmals eine grosse französische Firma ins Visier des Vereins, dem viele grosse Schweizer Pensionskassen und auch der Ausgleichsfonds der AHV angehören. Der SVVK empfiehlt seinen Mitgliedern, nicht mehr in die an der Börse von Paris kotierten Aktien des Mischkonzerns Bolloré zu investieren und bestehende Investitionen abzustossen.
Socfin-«Mutter» auf schwarzer Liste
Mathias Raeber

Grund für die Empfehlung sind «potenzielle Menschenrechtsverletzungen durch die Bolloré-Tochterfirma Socfin in Liberia, Sierra Leone und Kambodscha». Socfin betreibt in vielen Ländern Afrikas und Asiens Palmöl- und Kautschukplantagen und hat zwei in der Schweiz ansässige Tochterfirmen, welche Dienstleistungen erbringen und die Produkte der Plantagen vermarkten.

HEKS hatte in einem 2019 publizierten Bericht die Menschenrechtsverletzungen im Umfeld einer Socfin-Kautschuk-Plantage in Liberia kritisiert. Viele Bewohner:innen von Dörfern im Umfeld der Plantage wurden ungenügend über den Ausbau der Plantagen informiert, stimmten diesen nicht zu und wurden teilweise gewaltsam von ihrem Land vertrieben. Zudem kam es auf den Plantagen immer wieder zu Gewalt und Drohungen, insbesondere gegenüber Frauen und Menschenrechtsverteidiger:innen.

Der Bericht von HEKS dürfte eine wichtige Rolle beim Entscheid des SVVK gespielt haben, Socfin beziehungsweise Bolloré zu sanktionieren. Wie und wann die SVVK-Empfehlungen umgesetzt werden, ist noch offen. Publica, die Pensionskasse des Bundes, will ihre Bolloré-Papiere im Umfang von 30'000 Franken bis Mai nächsten Jahres abstossen. Auch der AHV-Ausgleichsfonds compenswiss hat einen Prozess eingeleitet, der zum baldigen Verkauf der Bolloré-Aktien im Wert von rund 1.6 Millionen Franken führen könnte.

Lesen Sie den HEKS-Bericht zu Socfin in Liberia.

 

Tina Goethe
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