Es gibt kein Zurück
Aminul Islam lebt seit September 2017 mit seiner Frau und fünf Kindern zusammen mit der vierköpfigen Familie seines Bruders im Jamtoli-Camp. Zuvor hatte er nie mit dem Gedanken gespielt, seine Heimat Myanmar zu verlassen. Sein kleiner Bauernbetrieb mit zwei Kühen reichte für ein einfaches Leben.
Text und Foto Sebastian Zug
In Myanmar hat die Familie in einem jener 354 Dörfer gelebt, die letztes Jahr in Flammen aufgingen. Der Hochkommissar für Menschenrechte der UNO spricht in diesem Zusammenhang von ethnischen Säuberungen durch das burmesische Militär.
Als die ersten Häuser im Dorf brannten, floh die Familie durch einen Fluss in den angrenzenden Wald. Sie musste aus der Distanz mit ansehen, wie auch ihr eigenes Bambushaus niederbrannte. 15 Tage verbrachte die Familie in den Wäldern und bei Verwandten in einem anderen Rohingya-Dorf. Als auch dieses niedergebrannt wurde, sah Aminul keine andere Möglichkeit mehr, als nach Bangladesch zu fliehen. Nach einem fünftägigen, beschwerlichen und gefahrvollen Fussmarsch erreichten sie die Grenze.
Das Leben im Flüchtlingslager ist nicht einfach. Der Staat Bangladesch möchte die Rohingya nicht langfristig im Land haben. Die Camps sollen eine Übergangslösung bleiben und die Kinder dürfen kein Bengali lernen. Die Rohingya dürfen auch kein Geld verdienen und die internationalen Organisationen kein Geld verteilen. So bleiben die Rohingya abhängig von Nahrungsmittelhilfe, die sich auf Reis, Öl und Linsen beschränkt und so keine ausgewogene Ernährung gewährleistet.
Dennoch ist Aminul Islam seinem Zufluchtsland dankbar. «Hätte Bangladesch die Grenze geschlossen, wären wir nun alle tot.» Zudem sei die Situation im Lager doch etwas besser, als er erwartet habe. Um zurückzukehren, müsste Myanmar ihnen die Staatsangehörigkeit anerkennen. Aminul und seine Familie müssten dabei unterstützt werden, ihre Lebensgrundlagen wieder aufzubauen und ihre Sicherheit müsste gewährleistet sein. Ob das realistisch sei? Aminul lächelt nur und sagt: «Ich glaube nicht daran.»