Fabrik in Südafrika
Nina Burri, HEKS
Blogbeitrag von Nina Burri

Ortstermine in Afrika – Teil 1

Ortstermine in Afrika - Teil 1

Die Monitoring-Schule von Rustenburg

Nach fast zwei Jahren konnte ich kürzlich endlich wieder unsere Partner vor Ort besuchen. Die erste Etappe meiner Reise führte mich nach Südafrika zu unserer Partnerorganisation Bench Marks Foundation. Seit rund zwanzig Jahren untersucht sie die Aktivitäten und Auswirkungen von multinationalen Bergbaukonzernen in der Region und fordert von ihnen soziale Verantwortung ein.

Zuerst besuchen wir die alten Gold- und Uranminen in Soweto. Anschliessend fahren wir von Johannesburg rund zwei Stunden nordwärts nach Rustenburg, einem Zentrum des südafrikanischen Platinabbaus. Wir durchqueren eine trostlose Landschaft, nebst ärmlichen Hütten passieren wir eine Bergbauinstallation nach der anderen: Minenlandschaften, Schmelzwerke, Produktionsstätten von Glencore, Anglo American, Sibanye Stillwater… 

In Rustenburg treffen wir acht Aktivisten der Monitoringschule, einem Projekt, das von Brot für alle unterstützt wird: Seit 2016 ermöglicht die Monitoringschule jungen Menschen, sich aktiv gegen die negativen Auswirkungen des Bergbaus zu engagieren: Die Monitoring-Aktivisten berichten in Whatsapp-Gruppen über kleinere und grössere Vorfälle und lernen, diese zu dokumentieren. Die Bench Marks Foundation publiziert ausgewählte Berichte in einem öffentlich zugänglichen Blog. So können die Informationen niederschwellig gesammelt werden und in die lokalen Medien einfliessen. Gleichzeitig werden die analytischen Fähigkeiten der Beobachter gefördert, und sie werden darin unterstützt, die Industrie herauszufordern.

Bei unserem Besuch berichten uns die Monitoring-Aktivisten von Luftverschmutzung, gesundheitlichen Problemen ehemaliger Minenarbeiter und mangelnder medizinischer Versorgung in ihren Gemeinden. Sexuelle Gewalt und fehlende Aufklärung schwächt die Stellung der Frauen. Durch die Sprengungen der Bergbauunternehmen werden in einigen Dörfern die Häuser fast täglich erschüttert, was Risse verursacht. Entschädigungen dafür gibt es kaum.

Die Monitoringschule hat bereits Mitglieder aus über vierzig Dörfern mobilisiert und geschult. Viele dieser Gemeinden haben seither begonnen, sich selbst zu organisieren, weil sie das Wissen und die Überzeugung, etwas tun zu müssen, um ihr Los zu verbessern, miteinander verknüpft haben. Einige haben sich durch die Monitoring-Unterstützung auch für andere Engagements inspirieren lassen.

So zum Beispiel Steven Ramokula und Buti Botapela, zwei Monitoring-Aktivisten, die eine Ziegelsteinfabrik gegründet haben. Das Material für die Ziegelsteine beziehen sie von den umliegenden Minenfirmen, denen sie sehr selbstbewusst gegenübertreten und günstige Konditionen einfordern. Mit den Ziegelsteinen wurden in ihrer Gemeinde bereits zahlreiche Häuser renoviert. Mittlerweile verkaufen sie ihre Produkte aber bereits auch an Minenfirmen oder andere Aussenstehende, die einen höheren Preis bezahlen müssen als die Leute in ihrem Dorf.

Einer der Gründer, Steven Ramokula, sagte mir: «Bei der Gründung unserer Firma spielte die Monitoring School eine wichtige Rolle. Sie gab uns das Rüstzeug, um mit den Bergbauunternehmen in Kontakt zu treten und etwas Eigenes für unsere Gemeinschaft und die Dörfer im Umkreis der Minen zu schaffen.»

Als wir nach Johannesburg zurückkehren, wird dort gerade die Omikron-Variante des Coronavirus entdeckt, welche die Welt seither in Atem hält. Nach sehr schwierigen Monaten mit gravierenden Einschränkungen durch die Covid-Pandemie, die in Südafrika viele Todesopfer forderte, hatte sich die Wirtschaft des Landes gerade wieder etwas erholt. Es ist Frühling, die Läden, Museen und Büros hatten endlich wieder geöffnet, und zum ersten Mal nach zwei Jahren stand eine aussichtsreiche Tourismussaison bevor.

Und jetzt kommt Omikron. Flüge werden gestrichen, Reservierungen abgesagt. Ein harter Schlag für die Menschen in Südafrika, die bereits sehr viel erdulden mussten. Auch meine Weiterreise steht für einige Tage auf der Kippe. Schliesslich gibt es aber grünes Licht. Mein Flug in die Demokratische Republik Kongo, wo ich in wenigen Tagen am Kongo-Tribunal teilnehmen möchte, wird durchgeführt. So geht meine Reise – ich selbstverständlich mehrfach getestet – weiter in Richtung Norden.

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