HEKS-Integrationsprogramm KICK
Susanne Goldschmid
Blogbeitrag von Ana Moreira vom 17.11.2023

Im «HEKS KICK» dreht sich alles um die Berufswahl

Im «HEKS KICK» dreht sich alles um die Berufswahl

Anfang November besuchte ich das HEKS-Projekt SEMO HEKS KICK in Burgdorf. Das Brückenangebot unterstützt seit 25 Jahren Jugendliche aus den Regionen Emmental und Oberaargau bei der Lehrstellensuche. 
 

«Was willst du werden, wenn du einmal gross bist?» Wer in der Schweiz zur Schule gegangen ist, kennt sie: Die Frage nach dem Berufswunsch in den bunten Freundschaftsbüchern. Im Buch meiner Tochter reichen die Antworten von Tänzerin bis Legobauerin. Die Frage nach dem (Traum-)Beruf ist also schon in jungen Jahren zentral, noch bevor sie beim Übertritt in die Sekundarstufe II wirklich existenziell wird. Und sie verliert auch im Erwachsenenleben nicht an Relevanz.
 

Ana Maria Moreira
Ana Moreira

Ana Moreira arbeitet in der HEKS Inlandzentrale als Fachverantwortliche Integration.

Die Jugendlichen sind die Projektleiter:innen ihrer beruflichen Zukunft

Auch im KICK dreht sich nun seit 25 Jahren alles rund um Berufe – oder eben: Traumberufe. Das Brückenangebot von HEKS setzt dabei auf selbstständiges und individuelles Lernen und auf die Förderung von Kompetenzen, die für eine Lehrstelle notwendig sind. Der Blick geht also nicht von den oft thematisierten offenen Lehrstellen zur passenden Besetzung, sondern umgekehrt von den Wünschen und Ressourcen der Jugendlichen aus.

In Burgdorf treffe ich Amanda Hänni, Co-Leiterin von KICK. «Die Jugendlichen leiten ihr eigenes Projekt rund um die Lehrstellensuche», sagt sie. Als Projektleiter:innen können sie auf ein interdisziplinäres Team von Arbeits- und Bildungstrainer:innen sowie einen persönlichen Coach zurückgreifen. Dieses Team unterstützt die Jugendlichen in den verschiedenen Projektphasen.
 

Nein, es läuft nicht immer alles rund.

Die KICK-Mitarbeitenden erfassen, wie oft die Jugendlichen eine Anschlusslösung gefunden haben. Die Zahlen sind erfreulich: Die Quote liegt – je nach Modul – zwischen 60 und fast 100 Prozent. Zählt man Praktika und Schnupperlehren dazu, liegt die Quote noch höher. Doch Amanda Hänni betont: «Trotz der guten Zahlen läuft nicht immer alles rund.» So machen dem Team unentschuldigte Fehlzeiten zu schaffen, die bei einer Häufung zum Ausschluss aus dem Programm führen können. Zudem kommen die Jugendlichen zum Teil aus komplizierten Familienverhältnissen und leiden unter psychischen Belastungen. Eine schwierige Ausgangslage für das KICK-Team. Programmabbrüche – auch sie kommen vor – sind vor allem für die Coaches, die die Jugendlichen persönlich begleiten, oft emotional belastend.

Für das Arbeitstraining musst du dich bewerben.

Die Arbeitswoche im KICK ist geprägt von Bildungsmodulen, Arbeitseinsätzen und selbstorganisiertem Lernen. An meinem Besuchstag sind die Jugendlichen den ganzen Tag im Arbeitstraining. Mir gefällt die grosse Halle mit den verschiedenen Werkstätten. Da gibt es die Wäscherei, die Druckerei, die Schneiderei und da sind die Jugendlichen, die – immer einen Spruch auf den Lippen – geschäftig ihren Aufgaben nachgehen. «Für das Arbeitstraining muss man sich bewerben», antwortet Amanda auf meine Frage, ob sich die Jugendlichen ihr Atelier selbst aussuchen.

Ich muss mich nicht bewerben, Amanda Hänni hat mich direkt in die Druckerei eingeteilt. Leon Bardhaj ist mein Arbeitstrainer. Er ist selbst KICK-Teilnehmer und auf der Suche nach einer Lehrstelle. Geduldig leitet er mich an, ein Säckchen zu bedrucken, das ich später mit getrockneten Apfelringen füllen darf. Die Druckerei sei sein Lieblingsort, schwärmt er. Und wenn ich die tollen Maschinen sehe, kann ich ihn gut verstehen. «Aber nach dem KICK mache ich was mit Logistik. Am liebsten Pöstler», sagt er.

HEKS KICK (Bild Nr. 530004) Teaser
Projekt Burgdorf
SEMO HEKS KICK

HEKS KICK unterstützt seit 1998 stellensuchende Jugendliche aus den Regionen Emmental und Oberaargau. Durch ein Bildungs- und Arbeitsangebot sowie persönliche Beratung bieten wir den Teilnehmenden eine Tagesstruktur.

Jemand hat in Rot "[t]raum" an die Wand der Cafeteria geschrieben.

Mein Besuch endet mittags in der Cafeteria, die ebenfalls von den Jugendlichen betrieben wird. Die junge Köchin erzählt mir, dass sich heute zehn Personen zum Mittagessen angemeldet haben. Ich bin beeindruckt, was die junge Frau in dieser kleinen Küche für ihre Gäste zaubert. Beeindruckt bin ich auch vom KICK, das einen ganz besonderen Raum für die individuelle Begleitung und Förderung von Jugendlichen auf Lehrstellensuche geschaffen hat. Der Besuch hat mich in meiner Überzeugung bestärkt, dass flexible Strukturen die Entfaltung individueller Potenziale fördern und den Weg zu den eigenen beruflichen Träumen viel besser ebnen als eine frühe Selektion im Bildungssystem. An die Wand der Cafeteria hat jemand in roter Farbe "[t]raum" geschrieben. Ja, das KICK ist mehr als ein Raum.

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